Monodrama für einen Schauspieler und Ensemble auf Texte von Paul Klee (2009)
Auftrag des Ensembles Inter Pares
Uraufführung: 21.03.2010, Paul-Klee-Zentrum Bern
Ensemble Inter Pares
Dauer: 50’
Besetzung: Schauspieler – Klavier – Violine – Violoncello – Schlagzeug
"Dass der Maler Paul Klee, dessen Werk von einer profunden Musikalität durchdrungen ist, eine vielgestaltige Anregung für Komponisten darstellt ist hinreichend bewiesen. Hier sind es in erster Linie die Bilder, mitunter Maltechniken, die Musiker inspirierten und zur Transformation in Töne anstifteten.
In meinem musikalischen Vorhaben geht es um den Schriftsteller, Philosophen, Denker und Zeitgenossen Paul Klee, seine Tagebücher, Briefe, Gedichte und kunstästhetischen Notate.
Paul Klees Schreibstil ist von begeisternder Lebendigkeit, Eigenwilligkeit und großer semantischer Differenziertheit. Seine Worte offenbaren uns die Person des Künstlers als Suchenden, als Mensch, der um eine tiefere Wahrheit im Leben ringt, dem es darum geht, „den letzten Dingen nachzuspüren“. Sie beanspruchen einen eigenen Wert: einen dichterischen.
Beim Lesen von Paul Klee reifte in mir der Wunsch, aus Splittern seiner Schriften einen Text zusammenzusetzen, der den dramaturgischen Ansprüchen einer musiktheatralischen Konzeption genügt und in der Kombination von Sprache (Schauspieler) und Musik (Ensemble) den vielen Facetten im Denken Paul Klees Ausdruck verleiht. Hierbei werden hunderte Zitate auf einzelne Zettel notiert und in geduldigem Arbeitsprozess solange gegeneinander verschoben bis ein stimmiges Ganzes entstanden ist.
Melodram wäre also die musikalische Gattungsbezeichnung, wobei es hier keinesfalls ‚melodramatisch’ zugehen wird, sondern lebhaft-theatralisch, auch intim gesprochen, kammermusikalisch-farbig gespielt: ein Wechselspiel zwischen den frei und nuanciert rezitierten Texten und den Instrumenten, die ihre musikalischen Kommentare als selbständige Protagonisten abgeben. Das Ensemble gruppiert sich um die Eckpfeiler Klavier und Schlagzeug; dazwischen die beweglich - singenden Elemente Violine, Violoncello und schließlich der Schauspieler als Primus inter pares, der das Ensemble umkreist. Die Musik wird alle Register und Kombinationsmöglichkeiten der Besetzung, von zartester Akzentuierung des Textes bis hin zu sinfonischer Klangentfaltung nutzen, wird unterstützen, widersprechen, ironisch kommentieren und nachdenklich begleiten, mitunter auch ganz verstummen.
So wird, auch unter Zuhilfenahme einer Bewegungs- und Lichtregie ein Kunstwerk entstehen, das der inneren Logik des Spiels mit Formen und Inhalten gehorcht und über das bloß Naheliegende hinauszuweisen vermag. Um es mit Paul Klee zu sagen:
„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“